Rokoko

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Spieler: 2 - 5 Spieler
Genre: Strategie
Spieldauer: ca. 60 - 120 Min.
Alter: ab 12 Jahren
Im Vertrieb von: Eggertspiele / Pegasus Spiele

Wer hat die schönsten Kleider?

Aus dem Hause Eggertspiele (im Vertrieb von Pegasus Spiele) kommt das zum „Kennerspiel des Jahres®“ 2014 nominierte Spiel Rokoko. Wir schlüpfen in die Rolle des Leiters eines Schneider-Ateliers und fertigen die schönsten Kleidungsstücke für Damen und Herren für den in Kürze stattfindenden großen Ball.

Im Verlauf von sieben Runden versuchen wir so viel Ansehen wie möglich zu erlangen um das Spiel zu gewinnen. Doch wie erlangt man Ansehen? Indem man Kleider schneidert und verleiht und zudem den Ball mit Spenden unterstützt, z. B. für Musiker oder das Feuerwerk.

Wie bei vielen Spielen steht man vor dem Problem, dass es viele Möglichkeiten gibt, aber man leider nicht die Ressourcen hat, um alles, was man vielleicht gerne machen möchte, auch wirklich auszuführen zu können.

Aber kommen wir erst einmal zum groben Spielablauf:

Jeder Spieler erhält zu Beginn fünf Basis-Arbeiterkarten, bestehend aus zwei Meistern, einem Gesellen und zwei Lehrlingen, 16 Besitzmarker, 15 Livre (Münzen) sowie eine Spielerablage. Die Arbeiterkarten sind das A und O in diesem Spiel, da nur mit diesen Aktionen durchgeführt werden können.
In der ersten Runde wählt jeder Spieler drei der Basis-Arbeiterkarten aus. Wie oben schon gesagt, gibt es verschiedene Arten von Arbeitern. Zum einen gibt es den Lehrling, der Spenden verteilen sowie Stoffe, Spitzen und Garn kaufen darf. Dann den Gesellen, der die gleichen Tätigkeiten ausführt wie der Lehrling. Zusätzlich darf er jedoch Kleider, mit einigen Ausnahmen, schneidern und kann die Gunst der Königin für unseren Betrieb erlangen. Zu guter Letzt haben wir noch den Meister. Dieser kann zusätzlich zu den anderen Aktionen die schönsten Kleider schneidern und neue Arbeiter einstellen.

Aber weiter im Spiel: Nachdem wir uns für drei Arbeiter entschieden haben spielt der Startspieler die erste Karte aus und führt eine Aktion durch, die seiner Rolle entspricht. Wird beispielsweise ein Meister gespielt, so stehen nun alle sechs Hauptaktionen zur Verfügung. Nachdem die Aktion durchgeführt wurde, kann nun auch noch die evtl. zusätzliche Aktion der Karte ausgeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass immer zuerst die Hauptaktion durchgeführt wird und erst danach darf der evtl. vorhandene Arbeiterbonus ausgeführt werden. Wenn der Meister einen neuen Arbeiter einstellt, so ist zu schauen, wie viele Arbeiter noch in der Auslage sind, denn danach richtet sich der Verkaufspreis, d. h. je mehr Karten noch dort liegen, desto teurer ist sie.
Spielt der nächste Spieler beispielsweise einen Lehrling, kann dieser jetzt Rohstoffe erwerben. In der Auslage liegen diverse Plättchen mit farbigen Stoffballen und/oder Spitzen und Garn. Auch hier richten sich die Kosten nach der Anzahl der noch ausliegenden Plättchen.
Spielt dieser Spieler in der nächsten Runde einen Gesellen oder Meister, kann er vielleicht schon mit den erworbenen Rohstoffen ein Kleid schneidern.
Diese liegen ebenfalls auf dem Spielplan aus. Für die beiden vorderen Kleider benötigt man kein zusätzliches Geld, für alle weiteren schon. Die Kleiderplättchen sind von beiden Seiten bedruckt. Auf der ersten Seite befinden sich die Rohstoffkosten, d. h. wieviel Stoff von welcher Farbe und evtl. Spitze oder Garn benötigt wird. Zudem ist dort vermerkt, wie viel Geld beim Verkauf bzw. wie viele Ansehenspunkte beim Verleih erzielt werden. Auch ist auf einigen Kleidern ein goldener Fingerhut abgebildet, was bedeutet, dass dieses Kleidungsstück nur von einem Meister geschneidert werden darf.
Direkt nach dem Schneidern muss man sich nun entscheiden, was man mit dem Kleid macht. Wenn es verkauft werden soll, bekommt man das Geld von der Bank und das Plättchen wandert auf den allgemeinen Kleiderablagestapel.
Entscheidet man sich für den Verleih, wird das Plättchen umgedreht und auf ein Feld in einem der Säle gelegt. Darauf legt man dann auch einen seiner Besitzmarker. Aber auch beim Auslegen der Kleider muss man einiges beachten. So dürfen in der Mitte der Säle nur von Meistern geschneiderte Kleider ausgelegt werden. Diese werden auch wieder durch einen goldenen Fingerhut gekennzeichnet. Wichtig ist auch zu wissen, dass auf den gestrichelt dargestellten Feldern auf der Terrasse keine Kleider abgelegt werden dürfen. Für das Verleihen der Kleider bekommt man am Ende des Spiels Ansehenspunkte. Dabei kann es hilfreich sein, Kleider auf Meisterfeldern liegen zu haben, da im Falle eines Unentschiedens derjenige Spieler zusätzliche Ansehenspunkte erhält, der dort ein Kleidungsstück liegen hat.

Aber weiter mit den Aktionen. Der Spieler, der „Die Gunst der Königin“ in Anspruch nimmt, erhält direkt fünf Livre und ist in der nächsten Runde Startspieler. Zudem bekommt der Spieler, bei dem sich die Königin am Ende des Spiels befindet, drei Ansehenspunkte.

In jeder Runde kommen neue Arbeiter ins Spiel die erworben werden können. In der vorletzten Runde haben diese teilweise besondere Bonusaktionen, die in die Endwertung einfließen. So gibt es Arbeiter, die Ansehenspunkte für jedes zweite gelbe und jedes rote Kleid bringen.

Sind alle Karten ausgespielt, erhält jeder Spieler noch ein Grundeinkommen von fünf Livre von der Bank. Weiteres Geld gibt es, wenn man Steine im Brunnen platzieren konnte.

Nach sieben Runden kommt es dann noch zur Schlusswertung. Diese nimmt einige Zeit in Anspruch, da es in relativ vielen Bereiche Punkte gibt. Wichtig ist, dass man, nachdem die Mehrheit in den Sälen festgestellt wurde, die Besitzmarker nicht entfernt. Dies ist uns in unserer ersten Partie passiert und da war es schwierig nachzuhalten wem jetzt welches Kleid gehört, da ja auch die einzelnen Kleidungsstücke noch abgerechnet werden sollten. Tja, Sh** happens. Das ist uns aber auch kein zweites Mal passiert 

Fazit: Für Gelegenheitsspieler ist Rokoko keineswegs geeignet. Auch wenn die Mechanismen in jeder Runde gleich sind, nämlich
- drei Arbeiter auswählen (diese werden nach dem Ausspielen offen zur Seite gelegt)
- eine von bis zu sechs möglichen Aktionen ausüben
- evtl. Bonusaktion machen
- am Ende der Runde das Einkommen kassieren

Das taktieren mit den Stoffen, den Spitzen, dem Garn und dem Geld ist nicht einfach. Es ist schwer vorausschauend zu planen, da die Mitspieler sehr schnell einen einmal gefassten Plan zerstören können in dem sie genau den Arbeiter kaufen, den man selbst gerne hätte, den Stoff kaufen, den man dringend benötigt oder das Kleid schneidern, für das man sich gerade den Stoff gekauft hat. Aber man sollte sich nicht zu sehr auf die Gegenspieler konzentrieren, sondern selbst schauen, wie man mit seinen bescheidenen Ressourcen das bestmögliche Ergebnis erzielt. Dabei sollte man sich nicht nur darauf konzentrieren Ansehenspunkte zu erreichen. Gerade zu Beginn des Spiels kann sich der Verkauf eines Kleides vorteilhaft auswirken. Da mit diesem zusätzlichen Geld bessere Arbeiter und Stoffe oder auch schnell die günstigsten Ausstattungen wie Musiker, Feuerwerk oder ganz wichtig Plätze im Brunnen zu bezahlen. Denn gerade die Plätze im Brunnen sichern zusätzliches Einkommen. Allerdings ist zu beachten, dass man in jeder Brunnenreihe nur einen Bestandmarker haben darf.
Ebenfalls wichtig sind die zusätzlichen Arbeiter. Denn man darf den gekauften Arbeiter direkt auf die Hand nehmen und kann ihn noch in dieser Runde einssetzen, d. h. dass man eine eine zusätzliche Aktion nebst Bonusaktion hat. Auch ist es ein Vorteil wenn man mehr als die zwei Meister der Basiskarten besitzt, da man so immer in der Lage ist, alle Aktionen abzudecken.

Bei uns wird Rokoko definitiv häufiger auf den Tisch kommen. In unseren bisherigen Partien hatten wir viel Spaß und wir sind immer noch dabei, die unterschiedlichsten Möglichkeiten herauszufinden Ansehenspunkte zu bekommen. Die Spieldauer von 120 Minuten ist durchaus berechtigt, wobei durch wachsende Spielpraxis die Züge natürlich schneller gespielt werden können, da einfach mehr Routine ins Spiel kommt.

Das Spiel hat unserer Ansicht nach seine Nominierung zum „Kennerspiel des Jahres®“ 2014 definitiv verdient. Erwähnenswert ist noch, die gut strukturierte und verständliche Spielanleitung. Zwar gab es bei uns anfangs noch ein paar Ungereimtheiten, diese konnten aber im Laufe des Spiels ausgeräumt werden.

Toll ist auch der beidseitig bedruckte Spielplan. Die erste Seite ist für ein Spiel mit zwei oder drei Spielern und die andere für vier bis fünf Spieler ausgelegt. Dadurch ist gewährleistet, dass es immer ein relativ ausgeglichenes Spiel ist.

Die Frage ist eigentlich nur, ob Jugendliche und Männer sich von der Thematik des Spiels angesprochen fühlen.

Pro: Gut verständliche Spielanleitung, die man gerade am Anfang wirklich Schritt für Schritt befolgen sollte, da es ansonsten ziemlich chaotisch auf dem Spielbrett zugehen kann.
Im Lieferumfang ist ein Stoffbeutel für die Kleiderplättchen enthalten. Hier wäre es schön gewesen, wenn es auch noch einen zweiten Beutel für die Stoffplättchen gegeben hätte. Gut gefallen hat uns ebenfalls, dass die Besitzmarker sowie Spitzen und Garn aus Holz sind.
Was man absolut nicht vergessen darf zu erwähnen, sind die wunderschönen Illustrationen von Michael Menzel. Man fühlt sich direkt zurückversetzt in die Zeit des Rokoko mit seinen tollen Kleidern und pompösen Bällen.
Auch ist hier nochmal der beidseitig bedruckte Spielplan zu erwähnen, der ein ausgewogenes Spiel selbst bei nur zwei Spielern gewährleistet.

Contra: Die Kleiderplättchen sind etwas klein. Man muss schon ganz genau hinschauen, was an Rohstoffen in welchen Farben benötigt wird. Hier sind vor allem Leute mit einer Rot/Grün-Schwäche benachteiligt, da diese Farben häufig zusammen auf einem Plättchen zu sehen sind.
Viel Zeit vergeht beim Start einer jeden Runde mit dem Nachlegen der Plättchen und Karten.
Das größte Manko ist allerdings eine fehlende Siegpunktleiste. Da die meisten Ansehenspunkte erst am Ende des Spiels bei der Schlusswertung vergeben werden erscheint es fast unsinnig, die einzelnen Ansehenmarker noch zu verteilen, da sie eh nur noch zusammengerechnet und dann wieder weggepackt werden. Da wäre schön gewesen, wenn man die Siegpunkte direkt auf einer Leiste hätte setzen können.

Extras und Erweiterungen: Im Adventskalender 2015 von Frosted Games war die Mini-Erweiterung „Festtagskleider“ enthalten.

Für März 2016 ist die erste offizielle Erweiterung „Rokoko Schmuckkästchen“ von Pegasus angekündigt.


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